Nach der Erdbeer-Ernte ist vor der Erdbeer-Ernte – so lässt sich die Situation der Landwirte, die im Kreis Viersen Erdbeeren anbauen, zusammenfassen. In den Hofläden gibt es zwar noch bis etwa Anfang Oktober hier vor Ort angebaute Erdbeeren – diese wachsen dank einer Zeitverzögerung durch das Einfrieren der Setzlinge zeitverzögert. „So decken die Landwirte den Verbraucherwunsch, auch jetzt noch heimische Erdbeeren kaufen zu können“, erklärt Obstbaumeister Frank Mertens vom Obsthof Mertens in Willich.
Gleichzeitig laufen aber auch schon seit Anfang Juni die Arbeiten zur Feldpflege, um den Boden optimal auf das nächste Jahr vorzubereiten. Dabei setzen die Landwirte auf biologische Hilfen: Die abgeernteten Erdbeer-Pflanzen wurden gehäckselt und unter gepflügt, um als Dünger zu dienen. Tropfschläuche und Folien wurden umweltgerecht entsorgt. Gründliches und sorgfältiges Arbeiten ist wichtig, so Mertens: „Der Boden muss etwa 30 Zentimeter tief aufgelockert werden. Dann muss er etwas abtrocknen“. Danach kommt der nächste pflanzliche Helfer zur Bodenpflege zum Einsatz: Weil sich im Boden der Erdbeerfelder Nematoden (Fadenwürmer) entwickeln, säen die Landwirte ganz normale „Studentenblumen“ (Tagetes) ein – denn die Bodenschädlinge vertragen sich nicht mit den Pflanzenwurzeln und sterben ab. Mertens setzt eine Mischung aus Tagetes erecta und Tagetes patula ein. „Die erstere Sorte wächst klein und dicht, sie unterdrückt so das Unkraut und wir brauchen keine Herbizide einsetzen“, erklärt er. Die Tagetes patula wächst größer und hat eine bessere Nematoden-Wirkung. Allerdings ist bei der Einsaat Sorgfalt wichtig: Das Saatgut darf nur zwei bis drei Millimeter unter der Boden-Oberfläche eingebracht werden. Dann muss die Fläche gut beregnet werden, damit die Saat keimt. „Insofern ist der jetzige Regen eine Hilfe für die Landwirte – nicht nur bei der Feldpflege, sondern auch bei den Herbstobst-Sorten. Wir hatten immerhin von April bis Juni rund neun Wochen keinen nennenswerten Regen“, zeigt er auf.
Damit die pflanzlichen Nützlinge ihre Wirkung voll entfalten können, müssen sie allerdings 100 Tage im Boden sein – und zwar bevor der erste Frost einsetzt. Mertens erwartet, dass diese Zeit bei den Anfang Juni bearbeiteten Feldern eingehalten werden kann, „für die späteren Felder mit den Kulturen, die wir jetzt noch abernten, verwenden wir Sandhafer. Der wächst auch schnell und unterdrückt Unkraut, hat aber nur etwa 70 Prozent Nematoden-Wirkung.“
Wer also jetzt an den früheren Erdbeerfeldern vorbeispaziert, kann die Arbeit der Landwirte in voller Schönheit würdigen: Die Tagetes blüht prächtig und bietet ein farbenprächtiges Bild – ihre nützliche Arbeit verrichtet sie unbeobachtet unter der Erde.