Vom TV Schiefbahn erbaut
1925 begann der TV Schiefbahn mit den Planungen für den Bau einer eigenen Turnhalle. Dieser Wunsch hatte seinen Ausgangspunkt in den Schwierigkeiten des Vereins, einen geeigneten Turnplatz zu finden. Das ständige Auf- und Abbauen der Geräte führten zu Ärger mit den Eigentümern der Säle, in denen die Turner bis zu diesem Zeitpunkt trainiert hatten. 1927 erwarb der Verein von der Familie Krauhausen ein ca. 1500 qm großes Grundstück an der Schulstraße. Finanziert wurde der Bau durch den Verkauf von Ziegeln aus der wieder in Betrieb genommenen Ringofenziegelei Kamper. Trotz hoher finanzieller Probleme wurde am 5. Oktober 1929 der Grundstein gelegt, 1931 fand das Richtfest statt und ab Oktober fanden die ersten Wettkämpfe in der neuen Halle statt. Die offizielle Einweihung erfolgte dann am 23. Oktober 1932.
1Übergang an die Gemeinde Schiefbahn
Da der Verein, nachdem er rund 30.000 RM in den Bau investiert hatte, nicht mehr über die Mittel verfügte, den Innenausbau zu finanzieren und der Gemeinderat eine weitere Subvention versagte, ging die Halle im Juni 1935 per Zwangsvollstreckung an die Gemeinde Schiefbahn über. Die Gemeinde finanzierte dann anschließend die Fertigstellung der Halle und nutzte sie im Anschluss als „Haus der Jugend“.
Flüchtlingslager nach dem Zweiten Weltkrieg
Aufgrund der hohen Zuweisung von Flüchtlingen und Vertriebenen musste die Halle im Frühjahr 1953 in eine Notunterkunft umgewandelt werden. Durch den Einbau von Kabinen wurden im Saal Wohnungen für mehrere Familien geschaffen, im Eingangsbereich wurden Herde aufgestellt. Erst im Januar 1958 verließen die beiden letzten dort untergebrachten Familien die Halle. Sofort entspann sich eine aufgeregte Diskussion um die zukünftige Nutzung der Halle. Während vor allem die Sportvereine darauf Wert legten, die Halle ihrem ursprünglich Zweck nach nur als Turnhalle zu nutzen, forderten die kulturtreibenden Vereine, das Gebäude auch für Konzerte, Theateraufführungen und Festakte zu nutzen. Erst die Zusage der Verseidag, das Gesellschaftshaus auszubauen und für jegliche Festveranstaltungen zur Verfügung zu stellen, beendete die Diskussion. Es dauerte jedoch noch bis 1961, ehe die Halle nach einer vollständigen Renovierung wieder den Turnern zur Verfügung gestellt werden konnte.
Umbau zur „Kulturhalle“
1970 ließ die neu gegründete Stadt Willich die Turnhalle zur sogenannten „Kulturhalle“ umbauen, um dort ihre Ratssitzungen sowie kulturelle Veranstaltungen abhalten zu können. Bis zur Fertigstellung von Schloss Neersen fanden hier sämtliche von der Stadt organisierte kulturelle Veranstaltungen statt, dazu jene der Schiefbahner Vereine.
Radio Luxemburg sendet aus der Kulturhalle
Am 2.November 1980 wurde in der ausverkauften Kulturhalle die RTL-Radiosendung „12 Uhr mittags“ mit Außen-Moderator Hugo Egon Balder aufgenommen. Moderiert wurde die Sendung im Luxemburger Studio von RTL Urgestein Jochen Pützenbacher und 120 Minuten gab es Live-Schaltungen zum Außenübertragungsort Schiefbahn, von hier wurden Zuschauer-Spiele, Information und Musik übertragen.
Nochmaliger Umbau
Nachdem sich der Bau eines Kulturzentrums auf dem Gelände des St.Bernhard-Gymnasiums zerschlagen hatte, beschloss der Rat im März 1994, die Kulturhalle nochmals aufwändig für kulturelle Veranstaltungen umzubauen. Dieser Umbau erfolgte in den Jahren 1995/1996. Nach Beschwerden von zwei Anwohnern hinsichtlich der Lärmbelästigung bei Veranstaltungen besichtigten 2013 Mitglieder des Petitionsausschusses NRW die Halle und mahnten bei der Stadt eine Änderung der Baugenehmigung an. Die Texte und Fotos wurden uns freundlicherweise vom Archivar der Stadt Willich, Udo Holzenthal, zur Verfügung gestellt.
Fotos: Stadtarchiv Willich
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 01/2016 von „Willich erleben – Das Magazin“