Noch vor 50 Jahren, also kurz nach Gründung unserer Stadt, bestand Wekeln – vorsichtig ausgedrückt – aus viel Landschaft. Der Stadtplan von 1973 zeigt einige Gehöfte, umgeben von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das sah übrigens 1803 fast genauso aus, wie man auf der von den Franzosen erstellten Tranchotkarte sieht. Damals existierte nicht mal Wekeln als Begriff – der Bereich gehörte zum nördlich gelegenen Mühlenfeld.
Der Name Wekeln rührt übrigens von „Wekelter“, einer altdeutschen Bezeichnung für Wacholder. Dieser scheint hier in früheren Zeiten reichlich gewachsen zu sein. Ob sich der eine oder andere Landwirt hier seinen eigenen Gin brannte? Beweise dafür gibt es leider nicht.
Rudi Tillmanns schildert in seinem Buch „Ich bin ein Schiefbahner Jung“, dass Wekeln einst die Demarkationslinie zwischen Willich und Schiefbahn bildete. Berühmt-berüchtigt war die Wekelner Kläranlage. In Schiefbahn hieß es früher: „Dä Willicker Wink, dä stenkt“, weil die „Düfte“ der Kläranlage bei Nordwind übel stinkend in Richtung des südlichen Nachbarn trieben.
Neue Pläne ab 1991
Erst in den 1970er Jahren entstanden die ersten Pläne, Wekeln eine neue Bedeutung jenseits von Wacholder und Kläranlage zu geben: Die Stadtplaner fassten den Beschluss, eine bauliche Verklammerung zwischen Willich und Schiefbahn herbeizuführen. 1979 wurde bei einer Informationsveranstaltung eine erste Planung vorgestellt. Der Stadtrat schreckte zu diesem Zeitpunkt noch vor dem großen Wurf zurück. Zuerst sollte geprüft werden, ob die Preisvorstellungen der Eigentümer des Baulandes überhaupt mit den finanziellen Möglichkeiten der Bauwilligen vereinbar seien. Einmütiges Ziel aller Fraktionen war es nämlich, Bauflachen zu vertretbaren Preisen auszuweisen. Die Maxime hieß also: erst Verhandlungen mit den Eigentümern, dann Neubeginn der Planung.
So dauerte es bis 1991, ehe das Thema Wekeln wieder aktuell wurde. Am 11. Juli dieses Jahres entschied der Stadtrat, eine erste, 15 Hektar große Fläche anzukaufen. Dies war der eigentliche Startschuss für ein Wohngebiet, wie es die Stadt seit ihrer Gründung noch nicht in Angriff genommen hatte. Im November 1993 wurde das Institut für Städtebau der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen mit der Erstellung eines Rahmenplans für das neue Wohngebiet beauftragt.
Begehrtes Bauland
Dieser Rahmenplan sah die Schaffung eines neuen Wohnstandortes im Südwesten des Stadtteils Willich vor, begrenzt durch die Moltkestraße und den Friedhof im Norden, die Eisenbahnlinie Krefeld-Mönchengladbach im Westen, die Flöthbachaue im Süden und die L 382 im Osten. Nach seiner Fertigstellung sollte Wekeln auf einer Fläche von 88 Hektar Wohnraum für ca. 5.500 Einwohner bieten.
Nachdem im Herbst 1995 die ersten Baugenehmigungen erteilt wurden, verlief die Bebauung fast wie im Zeitraffer. Anfang Dezember wurde das erste Richtfest gefeiert, und im Februar 1996 bezogen die ersten Familien ihre Häuser. Parallel zum Baufortschritt in den Bauabschnitten entstand die Infrastruktur Wekelns. Diese sollte nach den Vorgaben des Rahmenplans so gestaltet werden, dass die Bewohner vor Ort die notwendigsten Einkäufe tätigen und ihren Nachwuchs hier in Kindergarten und Grundschule schicken konnten.
Kita und Grundschule
Im Oktober 1997 wurde der Kindergarten „Am Schickerhof“ eingeweiht, nur ein halbes Jahr später ein Gebäude am Bonnenring für eine zweite Tageseinrichtung angemietet. Es zeigte sich, dass die Stadtverwaltung vom „Wekelner Baby Boom“ kalt erwischt worden war. Folglich wurden mit Hochdruck zwei weitere Kindergärten gebaut und 1999 („Traumland“) bzw. 2001 („Bullerbü“) eröffnet.
Weitaus ruhiger verliefen die Planungen im Schulbereich. Im September 1998 votierte der Stadtrat für den Bau einer zweizügigen Grundschule mit angrenzender Turnhalle am Plutoweg, knapp zwei Jahre später, zum Schuljahresbeginn 2000/2001, konnte dort der Unterricht beginnen. Die offizielle Einweihung der jüngsten Schule im Stadtgebiet erfolgte am 5.Mai 2001. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung wurde ein Anbau mit vier zusätzlichen Klassenraumen errichtet, da eine Erweiterung der Schule auf drei Zuge unumgänglich geworden war.
Am 8.6.2004 beschloss der Schulausschuss, zum Schuljahr 2005/2006 die Offene Ganztagsschule (OGS) einzuführen. Vertreter von Stadt und Emmaus-Kirchengemeinde unterzeichneten einen Kooperationsvertrag bezüglich des Betreuungsangebots. Für die OGS wurde ein weiterer Neubau benötigt, der am 10.November 2006 eingeweiht wurde, und seitdem die „Arche Noah“ beherbergt.
Einst ein Ort des Wacholders, später dann der zweifelhafte Ruhm einer Kläranlage, heute ein pulsierender Stadtteil – das soll mal einer Wekeln nachmachen.