Ganz im Gegensatz zum Sommer: Eitel Sonnenschein herrschte heute stimmungstechnisch bei den Protagonisten, als vor der Presse die Bilanz der am Sonntag zu Ende gegangenen Festspielsaison 2017 gezogen wurde: Intendant Jan Bodinus, Vereinsvorsitzende Sabine Mroch und Festspiel-Geschäftsführerin Doris Thiel konnten Rekorde verkünden, die Schlossfestspiele Neersen waren in diesem Sommer offensichtlich „the place to be“.
Sabine Mroch deutet an, dass man in Blick auf die Finanzen aktuell (noch ist nicht der allerletzte Strich unter der Rechnung) von einer „schwarzen Null“ ausgehe; dabei sei man im Verein durchaus bereit gewesen, angesichts eines (erfahrungsgemäß nicht als Publikumsmagnet taugenden) Klassikers im Programm bei Bedarf auf die Rücklagen zurückzugreifen – was aber nun nicht nötig werde.
Bodinus dankte „als zahlenverwöhnter Intendant“ wirklich „allen auf, hinter, rund um die Bühne und generell jedem am Erfolg Beteiligten“, betonte den harmonischen Zusammenhalt des Ensembles und stellte unter anderem darauf ab, dass man in Sachen Auslastung nicht nur in Vergleich mit anderen Freilichtbühnen „sensationell weit vorne“ sei.
Trotz des eher überschaubar freundlichen Wetters habe man keine Vorstellung abgesagt, keine ab-, nur einige unterbrechen müssen – und darum wurden vom Verein auch Handtücher mit dem Aufdruck „Wetterhelden“ an viele bisweilen arg durchtränkte Mitwirkende rund um die Festspiele verteilt.
Zum konkreten, von Doris Thiel vorgestellten Zahlenwerk: Über alles hat man eine Auslastung von 89,12 Prozent erreicht – 24737 Zuschauer besuchten 68 Vorstellungen, die Einnahmen lagen über denen des letzten Jahres. Die Auslastung stellt in der nun schon 34jährigen Geschichte der Festspiele einen absoluten Rekord-Bestwert dar. Beim Michel-Kinderstück (Regiedebütant Gideon Rapp erhielt ein Sonderlob des Intendanten) kam man auf 90,7 Prozent und hat damit endgültig erfolgreich den Turnaround geschafft: Die Auslastung stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an (68 Prozent => 76, nun 90,7). Das von Zuschauern wie Kritik gleichermaßen gefeierte „Honig im Kopf“ mit R.A. Güther kam auf 96,38 Prozent Auslastung, der Klassiker „Der zerbrochene Krug“ auf für einen Klassiker herausragende knapp 77 Prozent. Bodinus: „Hier hat natürlich Michael Schanze gezogen.“ Fakt am Rande: In der „ewigen Bestenliste“ der in Neersen gezeigten Stücke belegen jetzt vier Bodinus-Produktionen die ersten vier Plätze: Die Feuerzangenbowle, Honig im Kopf, Ziemlich beste Freunde und Pater Brown.
Der Freilichtbereich erreichte 2017 unterm Strich 88,59 Prozent, die Sonderveranstaltungen landeten bei 97,08, die Studiobühne bei 90,25 Prozent. Fazit Bodinus: „Wir sind wahnsinnig zufrieden und müssen gar nicht noch größer werden.“
Was den Blick auf 2018 und damit die Spielzeit mit der runden Jubiläumszahl „35“ öffnete: Bodinus ließ sich weder in Sachen Besetzungslisten noch in Sachen Stückauswahl wirklich in die Karten schauen, kündigte aber zum 35er-Jubiläum ein eher „heiteres Programm“ an, 2019 könne es dann „wieder etwas ernster“ werden – und Fakten zu Programm und Besetzung gibt es dann am 4. Oktober: Da wird der Intendant den Spielplan 2018 präsentieren.