1950 hat alles mit wenigen Ausstellungsstücken angefangen. Heute verwalten die ca. 1.000 Mitglieder der Heimat- und Geschichtsfreunde mehr als 6.000 Exponate. Im Jahr 2015 ist der frühere Verein „Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn“ in „Heimat- und Geschichtsfreunde Willich e.V.“ umbenannt worden. „Grund war, allen Bürgern der Stadt Willich Verein und Museum zu öffnen“, erklärt Ernst Kuhlen. Er ist seit 2007 Vorsitzender der Heimatfreunde. „In Willich gibt es mit Sicherheit viele verborgene Schätze, sie müssen nur gefunden und gehoben werden“, ist er sich sicher. Das Museum bietet einen umfangreichen geschichtlichen Überblick über ländliche Lebensweisen, Handwerk und Kultur unserer Vorfahren. „Allerlei Interessantes und Kurioses aus mehreren Jahrhunderten hilft uns Geschichte wieder lebendig werden zu lassen“, erläutert der Vorsitzende.
Der in Schiefbahn gegründete Heimatverein übergab zunächst in den 50er Jahren eine erste heimatkundliche Sammlung mit rund 500 Exponaten der Öffentlichkeit, als im Keller der Hubertusschule ein Raum zur Verfügung gestellt wurde. Die nur notdürftige Unterbringung führte aber später dazu, dass die gesamte Sammlung 1976 dem Kreis Viersen (in der Dorenburg) als Dauerleihgabe überlassen werden musste. Intensive Sammeltätigkeit von Schrift- und Kulturgut und die Möglichkeit in den Räumen des St.-Bernhard- Gymnasiums im Oetker-Park unterzukommen, boten die Voraussetzung dafür, den Gesamtbestand wieder in Schiefbahn zu vereinen. Der langjährige Religionslehrer der Hünfelder Oblaten, Pater Andreas Petith, ermöglichte dem Heimatverein Ende der 90er Jahre die Unterbringung der Sammlung.
Die Sammlung, die inzwischen mehr als 6.000 Exponate umfasst, zeigt anhand der Gemarkung Schiefbahn das kulturelle, geschichtliche und wirtschaftliche Wachsen unserer Stadt. Bis zum Frühjahr 2010 war die gesamte Ausstellung aufgrund der baulichen Voraussetzung in zwei Teile aufgeteilt: Das Heimatmuseum I wurde in mehreren Kellerräumen des Gebäude 4 im Gymnasium untergebracht, das Heimatmuseum II in der ehemaligen Gärtnerei des Oetker-Parks, im sogenannten „Kamps-Pitter“. „Sanierungsmaßnahmen im Gebäude 4 des Gymnasiums sowie die Umgestaltung im „Kamps-Pitter“ zwingen uns zur Neuordnung. Daher werden die Kellerräume im Augenblick nur als Archiv benutzt“, erklärt Ernst Kuhlen. Im „Kamps-Pitter“ finden wir im vorderen Teil rechts Glasfenster der ehemaligen Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ sowie Musik-Instrumente.
Des Weiteren befinden sich in den Vitrinen Relikte aus der Vor- und Frühgeschichte wie Steinbeile und Tonschalen sowie römische Gefäßscherben und Münzen. Auf einen im Bruchgelände gefundenen Mammutunterkiefer sind wir besonders stolz. Backenzähne, Schenkel – und Gelenkknochen, die auf einen Mammutfriedhof hinweisen, sowie Hornzapfen vom Auerochsen stammen ebenso aus unserem Gebiet. Sie bilden den Kontrast zu einem Originalplakat Napoleons und dem im 2. Weltkrieg abgeschossenen Kirchturmhahn. Der Hubertus-Schlüssel (ältestes Stück) wurde zum Brandmarken von tollwütigen Tieren benutzt in der Hoffnung, dass sie gesund würden.
Verschiedene Abschnitte zeigen Materialien und Gegenstände aus dem handwerklichen dörflichen Leben, wie das Schneider-, Maler- und Hutmacher-Handwerk, aus Hauswebereien der Seidenwebereien, sowie aus dem Schul- und kirchlichen Leben und aus dem Arbeitsmaterial von Fotografen. Das Modell der früheren „Festung Schiefbahn“ um 1800 steht im Mittelpunkt des vorderen Raumes. Die alte Befestigungsweise mit Mauern und Türmen wurde im 15. / 16. Jahrhundert durch Wall und Graben ersetzt, wie sie im Modell zu finden ist. Die hinteren Räume des Museums umfassen Möbel und Einrichtungsgegenstände aus den 50er / 60er Jahren; eine gute Stube, Küche, Wohnzimmer, Schlaf- und Arbeitsraum, Musiktruhen, Radios und frühe Fernsehgeräte. Dazu umfasst die Ausstellung Haushaltsgeräte, die zum Kochen und Backen benötigt wurden, Brotmaschinen, Kaffeemühlen, Bügeleisen, Nähmaschinen, Töpfe sowie Porzellan und Bestecke ebenso wie die Filmvorführmaschine des alten Dorfkinos „Capitol“, einen Fernschreiber, Schreibmaschinen, Druckerei-Setzkasten und die Geschichte der Drahtfunktelefone.
Rund um den großen Innenhof sind mehrere Remisen gruppiert, in denen vor allem bäuerliche Großgeräte untergebracht sind, wie Mähbinder, Schlagkarre, Jauchekarre, Sämaschine, Eggen, Pflüge, Erntemaschinen, Flachsbearbeitungsgeräte sowie historische Traktoren. Im Mai 2011 wurde die restaurierte „Waschküche“ mit einer Holzwaschmaschine, einem „Pännchen“ zum Bereiten von Heißwasser sowie den Geräten zum Waschen eingeweiht. Im gleichen Gebäude befindet sich eine Holzschuhmacher- und Schusterwerkstatt. Derzeit wird ein zweites Gebäude des Museums saniert. Anfang 2018 kann dann die Ausstellung aus den Kellerräumen des Gymnasiums hier untergebracht werden. Das Gebäude wird ebenfalls den Haupteingang sowie ein Büro erhalten.
Das Museum hat jeden zweiten Sonntag im Monat von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Um 15:00 Uhr ist jeweils ein Vortrag oder eine Filmvorführung geplant. Für Schulklassen und interessierte Gruppen werden geschichtliche Führungen angeboten.