Niemand weiß genau, woher das Wort Ostern kommt. „Vielleicht vom gallo-fränkischen Wort austro (Morgenrot), was an den Gottesdienst am Ostermorgen erinnern könnte“, erklärt der Kölner Alfred Bammesberger. Der Sprachwissenschaftler leitet es vom alten germanischen aus-tra (schöpfen von Wasser) her und sieht darin eine Beziehung zur christlichen Tauffeier in der Osternacht.
Bammesberger: „Gerade in der christlichen Region Niederrhein deuten noch einige Hinweise auf diese These.“ Ältere Schiefbahner Mitbürger zum Beispiel bestätigen: „Vor rund 60 Jahren standen hier im Hof des Krankenhauses (dem jetzigen Hubertusstift) zwei große Badewannen voll Wasser, die damals als Weihwasser geweiht wurden.“ Auch andere Osterbräuche waren am Niederrhein sehr ausgeprägt. „Was zum Abschluss der Fastenzeit in Bayern und Österreich die so genannte Fleischweihe war, war hier am Niederrhein der totale Verzicht auf Fleisch“, erläutert Bammesberger.
Auch dies kann bestätigt werden. Eine heute 85-jährige Anratherin dazu: „In meiner Kindheit durfte von Gründonnerstag bis Karsamstag kein Fleisch mehr gegessen werden.“ Was heute leicht mit einem Fisch- oder Salatgericht ersetzt wird, hatte früher auch Tradition: Bei den meisten Familien gab es am Karfreitag „Hefeklöße“ (Dampfnudeln) mit eingemachten Pflaumen als Hauptspeise.
DIE BIBLISCHE GESCHICHTE
Zu Ostern (lat. pascha, von hebräisch pessach) feiern Christen die Auferstehung Jesu Christi vom Tod am Kreuz. Diese geschah nach urchristlicher Glaubensüberzeugung „am dritten Tag“ nach seinem Tod, wobei der Todestag als erster Tag zählte: also an dem Karfreitag folgenden Ostersonntag.
Da die Ereignisse nach Auskunft der Bibel in eine Pessach-Woche fielen, bestimmt der Termin des beweglichen jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum: Ostern fällt daher auf den Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond, im Gregorianischen Kalender frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April.
HEIDNISCHE EINFLÜSSE
Viele der zu Ostern praktizierten Bräuche und verwendete Symbole sind heidnischen oder volkstümlichen Ursprungs. Beispiele dafür sind der Osterhase und das Osterei, das es in allen Farben und Bemalungen fertig zu kaufen gibt.
Die volkstümlichen Traditionen haben oft höhere Bedeutung als der urchristliche Hintergrund, dabei finden in den letzten Jahren einige Osterbräuche immer mehr Gefallen.
So das Osterfeuer, das auf den germanischen Sonnenkult zurückgeführt wird und mittlerweile auch in Willich wieder gefeiert wird. Angeblich soll es an die altgermanische Göttin Ostara erinnern, deren Symbole dem Mythos nach Hase und Ei waren. Ostereier und Osterhasen gelten daher als heidnische Fruchtbarkeitssymbole.
OSTERBRÄUCHE WAREN IN WILLICH SEHR AUSGEPRÄGT
An Gründonnerstag hieß es immer: „Die Glocken sind nach Rom geflogen“. Dort sollen sie mit „Papp“ (Brei) gefüttert worden sein und am Karsamstag sind sie dann zurückgeflogen. So bestätigte einmal der verstorbene Landwirt Willi Holter bei einem Gespräch bei den Heimatfreunden: „Ich stand mit meinen Geschwistern im Garten und wir haben uns die Augen ausgeguckt nach den fliegenden Glocken.“
Da an den Kartagen keine Glocken geläutet wurden, mussten die Messdiener mit „Osterkläppern“ durch den Ort laufen und zur Messe rufen. „Wir haben uns da immer eine Riesengaudi draus gemacht. Morgens früh um sechs sind wir mit dem Rad durch Schiefbahn gefahren und es wurde geklappert, was das Zeug hielt“, erzählen heute noch ehemalige Messdiener.
Auch das Flirten war in der Fastenzeit nicht erlaubt. „Ab Ostermontag war dann die Jagd wiedereröffnet und viele junge Männer waren auf Freiersfüßen“, hat der 2018 verstorbene Dr. Ludwig Hügen in einem seiner Heimatbücher geschrieben. „Wir durften als Jugendliche in der gesamten Fastenzeit nicht tanzen“, erzählt eine ältere Dame aus Willich mit glänzenden Augen „und darum ging es am Ostermontag zum großen Tanzabend der Landjugend in den Kaisersaal.“