Reichlich international ging es am gestrigen Dienstag im Schloss Neersen zu: Schülergruppen aus Logroño in Spanien und aus Marugame in Japan, allesamt Gäste im Rahmen eines Schüleraustausches mit dem St. Bernhard Gymnasium in der Stadt, wurden von Bürgermeister Josef Heyes in der guten Stube des Schlosses empfangen. Und auch der in Düsseldorf residierende Japanische Generalkonsul Ryuta Mizuuchi ließ es sich nicht nehmen, die Delegation aus Japan im Schloss zu begrüßen.
Der Besuch aus dem iberischen Logroño hat schon Tradition: Seit 1998 unterhält das St. Bernhard-Gymnasium einen lebendigen Schüleraustausch mit dem Instituto Mateo Sagasta in Logroño, der Hauptstadt der Provinz La Rioja in Nordspanien. Rund 20 Schüler und zwei begleitende Lehrer brechen alle zwei Jahre nach Spanien auf, um die spanische Lebensart und Kultur vor Ort näher kennenzulernen; sie werden in ausgewählten Familien für zehn Tage untergebracht und nehmen am spanischen Schulalltag ihrer Gastschüler teil. Die spanischen Gäste erleben hier den normalen Schulalltag, außerdem werden von den Lehrern mehrere Tagesausflüge zu landestypischen Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten organisiert, so Pädagoge Stefan Grips, der auf Seiten des St. Bernhard-Gymnasiums den Austausch organisiert.
In Willich gehört es außerdem zur Tradition, dass Bürgermeister Heyes es sich nicht nehmen lässt, die spanischen Gäste im Schloss Neersen persönlich zu begrüßen und die Bedeutung der internationalen Begegnungen herauszustellen.
Premiere für Gäste aus dem Land der aufgehenden Sonne
Erstmals allerdings ist jetzt eine begleitete siebenköpfige Schülergruppe aus Marugame am Niederrhein zu Gast: Im September letzten Jahres war es zum Abschluss eines Schulpartnerschaftsvertrag zwischen der Schule Fujii-Gakuen und dem St.-Bernhard-Gymnasium gekommen.
Marugame ist eine alte Burgstadt mit rund 110. 000 Einwohnern in der Präfektur Kagawa in Japan und besitzt einen von nur wenigen im Originalzustand erhaltenen hölzernen Burgtürmen in ganz Japan; bekannt ist die Stadt außerdem für ihre „Uchiwa“-Produktion: Rund 90 Prozent aller in Japan hergestellten Fächer stammen aus Marugame.
Bürgermeister Josef Heyes gab (einmal mehr unterstützt vom simultan dolmetschenden Präsidenten des Japan-Club-Willich, Yasuo Inadome) kurze Einblicke in die Geschichte und zur Situation der Stadt, brachte aber vor allem seine Überzeugung zum Ausdruck, dass der internationale Austausch von Jugendlichen ein Beitrag zum gegenseitigen Verstehen und „zum Frieden in der Welt“ sei. Generalkonsul Ryuta Mizuuchi betonte, dass die Partnerschaft „eine feste Basis schaffen“ könne und dabei „Willich und Marugame einander noch näher bringen“ würden. Der konkrete Schüleraustausch soll jährlich stattfinden; in geraden Jahren reisen die die Schüler von der Schule Fujii-Gakuen nach Willich, in ungeraden Jahren sollen Schüler vom St.-Bernhard-Gymnasium der Stadt Marugame einen Besuch abstatten.
St. Bernhard-Gymnasium engagiert sich für Partnerschaft
Seitens des St. Bernhard-Gymnasiums wird der fernöstliche Austausch vom stellvertretenden Schulleiter Andreas Päßler sowie seiner Kollegin Sandra Weckbecker betreut, die japanischen Schüler werden von Schul-Geschäftsführerin Noriko Fujii sowie den Pädagogen Hirsohi Ryuman und Yuji Tsujiguchi begleitet.
Masaharu Kaji, Bürgermeister der Stadt Marugame, hatte der japanischen Delegation dann auch einen Brief an seinen niederrheinischen Amtskollegen Heyes mitgegeben: Dort heißt es unter anderem, dass er „von ganzem Herzen“ hoffe, „die jungen Menschen, die als Träger der Zukunft der Stadt Willich und der Stadt Marugame gelten, eng miteinander kommunizieren und zum Austausch der Bürgerinnen und der Bürger in den beiden Städten durch Kultur, Kunst, Sport und Tradition sowie zum Ausbau der Freundschaft beitragen“ würden.
Apropos Kultur: Die japanischen Schüler beeindruckten spontan mit einem a-cappella Vortrag des „Heiderösleins“, ein von Franz Schubert vertontes, volkstümlichen Gedichts von Johan Wolfgang von Goethe – in Deutsch.
Dass der entstehende Schüleraustausch auch auf offizieller Ebene hoch geschätzt ist, wird auch aus der Tatsache ersichtlich, dass die Gruppe vor ihrem freitäglichen Heimflug nach Japan am Donnerstagabend in der Residenz des Generalkonsuls in Düsseldorf offiziell empfangen wird.