Unter anderem mit einem persönlichen Kuchen, vielen guten Wünschen und mehr als einer Träne im Knopfloch ging es jetzt ans Abschiednehmen: Sabine Räfle, schlechthin die Personifizierung des Neersener Kinder- und Jugendtreffs No. 7, tritt in einen neuen Lebensabschnitt. Was viele überraschen wird: Zum einen sieht oder merkt man ihr die 61 Jahre nun wirklich nicht an, und zum anderen ist sie als „Miss No.7“ schlicht eine Institution. Die verheiratete Mutter zweier Töchter und Oma dreier Enkelkinder kann ihren „reichlich frühen Rückzug aufs Altenteil“ (O-Ton) aber begründen: „Ich kann mir so einen lang gehegten Traum verwirklichen und in die schwedische Heimat meiner Mutter zurückzukehren – und das noch ohne Rollator…“
Im Mai ´97 trat die Diplom-Sozialpädagogin als Einrichtungsleitung des No. 7 an, ihrem ersten Chef Norbert Maas, heute Leiter der Er-ziehungsberatungsstelle, ist sei bis heute dankbar, dass sie ihre recht zeitintensive Familientherapieausbildung fortsetzen konnte: „Das Knowhow aus dieser Ausbildung hat meinen 21 Jahren No. 7 Konturen und Inhalt gegeben.“
Stadt und besonders das Team Jugendförderung unter Thomas Gebel ermöglichte ihr, das No. 7 von einem klassischen Jugend-Zentrum mit dem Schwerpunkt auf die ältere Zielgruppe bis 27 Jahren zu einem modernen Kinder- und Jugendtreff als Anlaufstelle und lebendigen Mittelpunkt des Stadtteils Neersen zu entwickeln: Heute wird das No. 7 von Menschen zwischen 8 Monaten und 90plus Jahren genutzt und – über Stadtteil-Grenzen hinaus – ge-schätzt. Eine enge Kooperation mit dem Familienzentrum Neersen und seinen Kitas, der Willicher Tafel, der Pfarrcaritas Neersen, der OGS-Vinhovenschule sowie mit dem Arbeitskreise Fremde. Oder die Fahrradreparatur-Werkstatt, die Arbeit mit jungen und heran-wachsenden Flüchtlingen. Die Zusammenarbeit mit dem Kultur-Rucksack NRW, der das No. 7 zu einem der Hauptanbieter für wahrhaft einzigartige Kulturangebote in der Stadt gemacht hat – die List der Bereiche, in denen „die Sabine“ mehr als nur Spuren hinterlassen hat – oft eigene Spuren auf neuen Wegen.
Kernaktivität geblieben ist allerdings das offene Angebot für Kinder und Jugendliche im Stadtteil Neersen als tägliche Anlaufstelle. Billardspielen, Fifa auf der Playstation „zocken“, im Internet-Café surfen, in der Disco Breakdance-Moves üben, Tischtennisspielen und mehr ist im No. 7 möglich und beliebt. Teil ihres Konzepts war immer auch, die Kinder und Jugendlichen während ihres Aufenthaltes im No. 7 zu einer Smartphone-Auszeit zu ermuntern – sie hatte Erfolg.
Dankbar ist sie auch, dass das alte Neersener Rathaus Neersen parallel zu den inhaltlichen Konzepten wachsen, gedeihen und modern werden konnte: „Hier hat das No. 7 wohlwollenden Förderern viel zu verdanken, zum Beispiel Achim Schneiders vom städtischen Bauteam: Neue Türen, neue Farben, neue Wände: vieles war möglich.“
Das also ist jetzt Geschichte. Aber eine gute. Sabine Räfles persönliche, wie gewohnt wenig kapriziöse Bilanz: „Ich durfte 21 Jahre etwas Großartiges erfinden, entwickeln und etablieren helfen. Dafür bin ich dankbar.“