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Willich Crime: Schüsse und Goldfund im Büttgerwald

by Willich erleben

Im Büttgerwald, ganz im äußersten Zipfel des Willicher Stadtgebietes, befindet sich dieser heute verfallene Bauernhof: der Hof Küppers. Er gehört wie der ganze Büttgerwald erst seit 1975 zur Stadt Willich, vorher war er ein Teil der Stadt Korschenbroich. Nichts deutet darauf hin, dass sich hier am Abend des 8. August 1973 dramatische Ereignisse abspielten, die den Büttgerwald mit einem Schlag in den Fokus der gesamten deutschen Öffentlichkeit rückten.

ROUTINE-ÜBERPRÜFUNG

Alles begann an jenem Abend mit einer routinemäßigen Überprüfung. Vier Kriminalbeamte und zwei Schutzpolizisten fuhren am späten Nachmittag zu dem Hof, um einem Hinweis in der Einbruchssache Schippers nachzugehen – in dem Mönchengladbacher Geschäft waren fünf Tage zuvor Fernsehgeräte im Wert von 20.000 DM gestohlen worden. Zwei festgenommene Diebe, ein 29jähriger Dürener und ein 20jähriger Rheydter, hatten der Polizei einen entsprechenden Tipp gegeben.

Gegen 20 Uhr schellten die Polizisten am Wohnhaus und verlangten vom 73jährigen Hofbesitzer Heinrich Küppers, seinen Sohn Franz zu sprechen. Während der Altbauer die Beamten hinhielt, versuchte der Sohn auf Pantoffeln durch die Hintertür zu flüchten, wurde aber festgenommen.

Im selben Augenblick öffnete Heinrich Küppers die Tür, lief an den erstaunten Beamten vorbei und warf eine Kiste in einen nahegelegenen Tümpel. Als er dabei von dem Meerbuscher Polizisten Hans Brandt gestört wurde, schoss er diesen mit drei Schüssen aus einer Pistole nieder und verletzte ihn schwer.

BELAGERUNG

Anschließend verschanzte sich Heinrich Küppers im Wohnhaus und wurde dort fünf Stunden lang von eilig herbeigerufenen, schwer bewaffneten Polizeieinheiten belagert. Schließlich tötete er sich mit einer Schrotflinte selbst. Den Grund für seinen Suizid hatte er zuvor noch auf einen Zettel geschrieben: „Ich konnte die Schmach und die Schande nicht ertragen, die auf mich zukommt“.

Neben der Leiche lagen neben der Schrotflinte und der Pistole vier weitere Gewehre, eine Maschinenpistole und mehrere zehntausend Schuss Munition. Küppers hatte sich scheinbar auf ein längeres Feuergefecht mit der Polizei eingerichtet.

Bei der anschließenden Durchsuchung entdeckte die Polizei massenhaft Einbruchs-Werkzeug und Diebesgut, dessen Wert auf rund 700.000 DM geschätzt wurde, darunter eine Tonne Pflanzenschutzmittel, Fernsehgeräte und Autoersatzteile. In einem an der Toreinfahrt abgestellten PKW fanden die Ermittler knapp 35.000 belgische Zigaretten – Schmugglerware. Die Feuerwehr pumpte den Tümpel ab, sodass die von Heinrich Küppers hier entsorgte Munitionskiste zum Vorschein kam. Sie enthielt Goldbarren im Wert von 45.000 DM.

SPUREN NACH BELGIEN

Am nächsten Morgen bedurfte es mehrerer LKW, um das gesamte Diebes- und Hehlergut vom Hof zu entfernen. Noch während die Spurensicherung vor Ort war, fuhr plötzlich ein PKW mit holländischem Kennzeichen auf den Hof, die Fahrgäste hatten die Polizei nicht bemerkt.

Die illustre Besetzung des PKWs – ein zwielichtiger Holländer und zwei Bardamen – gaben an, aus Brüssel zu kommen und sich hier „mal umgucken zu wollen“. Sie wurden festgenommen. Insgesamt wurden fünf Haftbefehle ausgesprochen, unter anderem gegen Franz Küppers.

Im Büttgerwald kehrte wieder Ruhe ein. Das Ackerland wurde verpachtet, die Gebäude standen leer und verfielen. Nach seiner Entlassung aus der Haft kehrte Franz Küppers nochmals auf den elterlichen Hof zurück. Nach seinem Tod wurden die Ländereien an einen Landwirt aus Osterath verkauft. Die Gebäude stehen nach wie vor leer. Nie wieder geriet die kleine Siedlung jenseits des Nordkanals in die überregionalen Schlagzeilen.

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