Sonntag vor einer Woche war es soweit: Willichs Bürgermeister Josef Heyes und sein Pendant aus Zogoré, Issa Ouedraogo, wurden standesgemäß auf traditionelle flämische Art mit Champagner getauft. Genauso, wie es 50 Jahre zuvor dem damaligen Schiefbahner Bürgermeister Dr. Hans Lamers und Gemeindedirektor Josef Althoff widerfahren war.
Es war der sowohl würdige als auch originelle Abschluss eines Wochenendes, an dem Vertreter aus allen beteiligten Städten gemeinsam das 50jährige Jubiläum der Partnerschaft Willich-Linselles und den 25.Jahrestag der Unterzeichnung der Urkunde über die gemeinsame Patenschaft für Zogoré feierten.
Am Samstagmorgen hatte sich eine Delegation mit Vertretern aus Rat, Verwaltung und Vereinen auf den Weg nach Nordfrankreich gemacht. Nach der Ankunft stand direkt ein erster Höhepunkt an: die „republikanische Taufe“ der beiden Riesen Cecile und Rodolphe. Bei den sogenannten „Umgangs-Riesen“ handelt es sich um eine in weiten Teilen Belgiens und Nordfrankreichs verbreitete Tradition. Die Riesenfiguren sind bis zu elf Meter hoch und werden aufgrund ihres Gewichts zumeist von einer in der Figur befindlichen Person auf einem rollenden Podest bewegt. Bei Cecile und Rodolphe handelt es sich um ein französisches Mädchen und einen deutschen Jungen, welche die Städtepartnerschaft symbolisieren. Die beiden Riesen wurden über ein Jahr lang von Schülern aus Linselles gefertigt. Natürlich übernahm Maria Heyes gerne die Patenschaft für Cecile.
Während sich anschließend interessierte Gäste aus Willich die verschiedenen Sportanlagen von Linselles sowie die Musikschule im entzückenden Schloss „Le Vert Feuillage“ anschauten, diskutierten Mitglieder der beiden Fördervereine mit der Delegation aus Zogoré über den Stand der verschiedenen Projekte.
Sehr emotional für alle Beteiligten war der Besuch am Grab des im Jahr zuvor verstorbenen Bürgermeisters Jacques Remory. In Erinnerung an den Willicher Ehrenbürger wurde unmittelbar am Grab eine Bank aufgestellt, und in einer bewegenden Ansprache verwies Bürgermeister Josef Heyes auf die Verdienste, die sich Jacques Remory um die Partnerschaft von Willich und Linselles erworben hat.
Abgeschlossen wurde der erste Tag mit einer Soirée im Festsaal. Dabei wurde mit Pierre Maton der Kapitän jener Jugendmannschaft des FC Linselles geehrt, die mit ihrer Teilnahme am Schiefbahner Pfingstturnier 1964 zum Ausgangspunkt der Partnerschaft wurde.
Der zweite Tag begann traditionell mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche. Im guten Deutsch erläuterte Generalvikar Bruno Cazon, welch hohe Bedeutung die Städtepartnerschaft in der heutigen Zeit habe – vor allem im Hinblick auf die gemeinsame Hilfe für Zogoré. Er lud alle Willicher ein, im kommenden Jahr nach Arras zu kommen und dort gemeinsam mit den Franzosen an den 100.Jahrestag des Kriegsendes 1918 zu gedenken.
Im Mittelpunkt des anschließenden Festakts standen die Ansprachen der drei Bürgermeister. Issa Ouedraogo dankte im Namen aller Einwohner von Zogoré für die von Linselles und Willich geleistete Hilfe, betonte aber auch, dass immer noch viel zu tun sei, um die Lebensbedingungen der Menschen dort entscheidend zu verbessern. Josef Heyes erinnerte in seiner Rede an die verstorbenen Förderer der Städtepartnerschaft, Hans Kothen und Jacques Remory. Seine Anekdoten aus den vergangenen 50 Jahren brachten viele Besucher zum Schmunzeln. Abschließend erinnerte er daran, dass Willich und Linselles durch ihr Für- und Miteinander dazu beitragen, den Frieden in Europa zu bewahren und einen Beitrag für eine friedvollere Welt zu leisten. Yves Lefebvre erinnerte an seinen ersten Besuch in Willich 1989. Damals lernte er auch Josef Heyes kennen – der natürlich standesgemäß mit dem Fahrrad kam. Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse in beiden Ländern wies er auf die vorrangigste Aufgabe hin, gemeinsam für ein demokratisches und solidarisches Europa zu arbeiten.
Als sich die Willicher Delegation am späten Nachmittag wieder in Richtung Niederrhein aufmachte, blieb die Erkenntnis, dass die Städtepartnerschaft Willich-Linselles lebt, um viele neue Freundschaften bereichert wurde und in der gemeinsamen Hilfe für Zogoré einen wichtigen Fixpunkt hat. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es jetzt wichtig sei, die bestehenden Kontakte zu pflegen und vor allem die jungen Menschen beider Städte für die „Jumelage“ zu begeistern.