Während es im Leistungssport in Deutschland immer mehr die Tendenz zur Zentralisierung der Aktiven an einem Standort gibt, ist das Trainerteam im Trampolinturnen beim DJK VFL Willich und dem TUS SW Brauweiler seit Jahren genau mit dem entgegen gesetzten Weg äußerst erfolgreich. Beide Vereine nutzen in einer Trainings- und Startgemeinschaft neben Willich auch Trainingsmöglichkeiten in Brauweiler, Düsseldorf und Bergisch Gladbach. So haben die Aktiven tägliche Trainingsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.
Aufgrund seiner guten Ausstattung mit mittlerweile sechs Großtrampolinen und der enormen Hallenhöhe entwickelt sich der Standort in Willich mit dem Trainingsort Jakob-Franzen- Sporthalle in der letzten Zeit immer mehr zu einem Trainingsschwerpunktort. Trainer Christian Stapf begrüßt im Wochenverlauf nicht weniger als 15 Landeskader- und 3 Bundeskadermitglieder im Trampolinturnen.
Seit zwei Jahren hat der Rheinische Turnerbund als einer der mitgliederstärksten Landesturnverbände die Bildung von Startgemeinschaften in den Ligen im Trampolinturnen zugelassen. Seitdem ist die Erfolgsgeschichte des Trampolinturnens in Willich um zahlreiche Siege erweitert worden.
Am zurückliegenden Wochenende war der DJK VFL Willich Ausrichter des Ligafinales der Schülerliga und der Verbandsliga im Trampolinturnen im Rheinischen Turnerbund. Die Startgemeinschaft Willich/Brauweiler war in der Schülerliga mit drei Teams und in der Rheinlandliga mit einem Team am Start. Alle vier Teams konnten sich in den Vorrundenwettkämpfen souverän als Gruppenerste bzw. Gruppenzweite ihrer Vorrundengruppen durchsetzen und so erreichte die Startgemeinschaft ohne Ausfall geschlossen das Ligafinale in Willich. Damit war die ohnehin schon hohe Zielvorgabe der Trainer erreicht worden.
Den Zuschauern stellten sich dann am Samstag, 20.05., in einer ersten Runde zunächst die qualifizierten Schülerligateams in einem packenden Vorkampf. Bestehend aus jeweils einem Pflicht- und Kürdurchgang wurden dann die drei Teams ermittelt, die den Finaldurchgang erreichen und die Ränge auf dem Siegerpodest austurnen.
Die Heimteams konnten alle in Bestbesetzung an den Start gehen und zeigten das mit Abstand schwierigste Kürprogramm. Ohne jeglichen Abbruch kamen alle drei Teams durch den Vorkampf. Großes Erstaunen bei Aktiven, Trainern sowie den Zuschauern: die drei Teams der Startgemeinschaft Willich/Brauweiler blinkten auf der Leinwand auf den Positionen eins bis drei auf.
Damit gab es im Finale einen reinen Vereinswettkampf mit Aktiven aus Willich und Brauweiler, dies ist in der langen Geschichte der rheinischen Trampolinliga absolut einmalig. Im Finale wurden alle Punktekonten wieder auf null gestellt. Alle drei Teams gingen noch einmal volles Risiko ein und schenkten sich gegenseitig nichts. Jedes Team hatte jeweils einen Abbruch zu verzeichnen. Am Ende konnte sich Team 1 knapp vor Team 2 und Team 3 durchsetzen. Alle drei Glaspokale blieben somit in Willich. Als beste Einzelturner der Vorrunde wurden Melina Axiopoulos (Brauweiler) vor Ajana Junker und Leon Kasulke (beide Willich) geehrt. Bester Turner des Finales war der für den DJK VFL Willich an den Start gehende Bergisch Gladbacher Simon Ramacher, der somit auch den einen vakanten Startplatz im Heimteam des dann folgenden Verbandsligafinales erhielt.
Im Gegensatz zur Schülerliga konnte das Heimteam in der Verbandsliga im Finale nicht in Bestbesetzung an den Start gehen. Aufgrund von Verletzung und Schulveranstaltung musste man auf zwei Leistungsträgerinnen aus der Vorrunde verzichten, so war die angestrebte Titelverteidigung ein sehr hohes Ziel. Das Team turnte jedoch sehr zur Freude der Trainer wie aus einem Guss. Kein einziger größerer Wackler war trotz Höchstschwierigkeiten in den Übungen auszumachen.
Alle Aktiven zeigten schon souverän ihr Programm für die Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen beim Turnfest in Berlin. Somit konnte selbst das zweitplatzierte Team aus Voerde mit einem Abstand von 14 Punkten im Finale distanziert werden. Im Trampolinturnen, wo oft Zehntelpunkte über Sieg und Niederlage entscheiden, ist dies eine Welt. Erfreulich auch, dass sich in einer Startgemeinschaft mit einem Aachener Verein mit dem Neersener TB ein zweites Willicher Team auf dem Siegerpodest als dritte zurückmeldete.
Damit blieb auch der zweite große Siegerpokal des Tages in Willich. Sicherlich können Aktive und Trainer erst in einigen Tagen wirklich verarbeiten, welches einmalige Kunststück da gelungen ist.
Sicherlich wird man in Willich und Brauweiler die nächsten Wochen und Monate erneut sehr intensiv darüber nachdenken müssen, ob man in der kommenden Saison einen Start in der Trampolinbundesliga in Erwägung zieht. Die sportliche Qualifikation ist bei der Aufstiegsrunde der Verbandsligameister mit diesem Team sicherlich möglich. Neben dem enormen Kosten- und Zeitaufwand mit Reisen nach Berlin, zum Bodensee und nach Hamburg spricht allerdings das weiterhin extrem junge Alter der Aktiven dagegen. Die Teams in der Bundesliga sind derzeit im Schnitt fast ein Jahrzehnt älter als das Team aus Willich/Brauweiler. Dass in der Vergangenheit alle Teams aus dem Rheinland, die den Sprung in die Bundesliga geschafft hatten, aus unterschiedlichen Gründen sehr schnell wieder gescheitert sind, ist sicherlich Ansporn und Warnung zugleich.